Play-In bietet in St. Vith eine Reise um die ganze Welt
Text und Fotos: Gerd Hennen (Grenz-Echo)
Mit dem Play-In lud der Musikverband Födekam am Wochenende zu einer wahren Traditionsveranstaltung ein. Am Sonntagabend wurden die Probenergebnisse vor einer tollen Zuschauerkulisse im Triangel präsentiert.
Das Play-In begeistert seit Jahrzehnten die ostbelgische Musikszene, wobei vor allem die Anfangsjahre mit Walter Boeykens am Pult nachhaltig in Erinnerung geblieben sind und die Entwicklung in zahlreichen ostbelgischen Musikvereinen mitgeprägt haben. Diesmal konnten die Födekam-Verantwortlichen mit Kevin Houben einen international renommierten, belgischen Komponisten gewinnen, der mit den 93 Musikern während des Wochenendes insgesamt acht seiner Kompositionen einstudierte, die dann am Sonntag im Triangel präsentiert wurden.
Födekam-Präsident Mark Komoth zeigte sich zufrieden mit der diesjährigen Auflage und freute sich über die Akzeptanz des im Vorjahr begonnenen Konzepts, die Altersbegrenzung nach oben aufzuheben. „Von den 93 Musikern sind nur 26 neu dabei. Alle anderen sind Wiederholungstäter, was mich persönlich positiv stimmt und zeigt, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind. Wir haben auch ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern sowie Nord und Süd. Der jüngste Teilnehmer ist 16 und der älteste 61 Jahre alt, so dass wir mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren ein tolles generationsübergreifendes Orchester mit Musikern aus insgesamt 37 ostbelgischen Vereinen vorweisen können“, so Marc Komoth.
Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre „A Future Celebration“, einem Auftragswerk von Kevin Houben, das die Dynamik der Textil- und Zigarettenindustrie in Sint-Niklaas im 19. Jahrhundert zeigte. Auf einen kurzen, energischen Beginn, der die blühende Stadt darstellte, folgte ein lyrisches Thema und direkt darauf ein hoffnungsvolles, zukunftsweisendes Allegro. Der sympathische Komponist ließ es sich nicht nehmen, seine Werke in „Duits met Knubbelen“ persönlich vorzustellen. Mit „Lake of the Moon“ folgte eines der bekanntesten Werke von Kevin Houben. Darin beschrieb das Orchester die lange Wanderung der Azteken zum „Mondsee“, an dem sie sich schließlich niederließen und damit den Grundstein für die Metropole Mexico City legten. Bedrohliche Klangszenarien und lateinamerikanische Rhythmen bestimmten die Lautmalerei.
Die Verbindung von Wein und Musik ist historisch belegt, und so beschrieb Kevin Houben in seinem Auftragswerk „Dance into the Sun“ das Temperament, die Frische und Vollkommenheit des mallorquinischen Rotweins „Castell de Santueri“ und skizzierte zugleich die herrliche Lage des mittelalterlichen Schlosses mit einem spanischen Renaissancetanz.
Mit der Komposition „Call of the Clans“ entführten Kevin Houben und sein Play-in-Orchester das Publikum in die schottischen Highlands und auf den Gipfel des Ben Nevis. Die Vertonung von Naturschönheiten, Folklore und Traditionen, Zwietracht, Clanfehden und Krieg wusste hierbei zu begeistern.
Eine Hommage an das Ehrenamt und die vielen fleißigen Hände hinter den Kulissen wurde anschließend mit dem Choral „Hidden Light“ geboten, der die Leidenschaft und das Engagement der Menschen im Dienste der Musik, widerspiegelte. Auf der musikalischen Zielgeraden des Konzertes zeigte Dirigent Kevin Houben mit dem Werk „Ray of Light“ die Strapazen der Bergleute im flämischen Berkenbos auf und stellte Gefühle von Mut, Angst, Zweifel und Unsicherheit der Kumpel anschaulich dar. Mit dem Geburtstagsständchen der Kgl. Harmonie „De Volksvreugd“ und dem Titel „Proven“ verabschiedete sich das Play-in-Orchester unter großem Beifall. Mit der Zugabe, dem Parademarsch „Orbis“, endete ein beeindruckendes Konzerterlebnis.
Nach einem abwechslungsreichen und für alle Beteiligten lehrreichen Wochenende waren sich alle Teilnehmer einig, im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei zu sein. Abschließend dankte Marc Komoth dem Dirigenten Kevin Houben für den intensiven Input, von dem alle Musiker noch lange zehren werden. „Ausgezeichnet auf diese musikalische Herausforderung vorbereitet wurde das Orchester durch die sieben regionalen Registerführer Darinka Theissen (Flöte), Hervé Closset (Klarinette), Yannick Plumacher (Saxophon), Julien Theodor (Trompete), Thomas Gustin (Horn), Hermann-Joseph Veithen (Bass) und Achim Bill (Schlagzeug) an speziellen Probentagen in Eupen und Weywertz, denn die großartige und intensive Musik von Kevin Houben ist alles andere als leichte Kost“, so Marc Komoth abschließend.
